Guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,

ich freue mich sehr, heute hier bei Ihnen zu sein. Nicht nur, um über Zahlen, Projekte und Programme oder den Boxsport zu sprechen, sondern vor allem über Menschen.

Ich erinnere mich gerne an viele Jugendliche, die ich im Boxtraining begleiten durfte. Manche kamen still, zurückhaltend, fast unsichtbar. Andere wiederum laut, großspurig und auffällig. Doch nach einigen Monaten standen dieselben Jugendlichen wieder vor mir: aufrecht, selbstbewusst, mit einem klaren Blick.

Was hatte sich verändert? Es war nicht nur das Training, sondern vor allem das Gefühl: „Ich werde gesehen, ich bekomme eine Chance.“
 

So durfte ich Jugendliche begleiten: von der Uppenbergschule bis hin zum erfolgreich abgeschlossenen Jurastudium. Oder, um es mit den Worten des Philosophen Khalil Gibran auszudrücken: Jugendliche, die aus einer Hauptschule in Kinderhaus oder Coerde ihren Weg gemacht haben, sind heute lebendige Pfeiler unserer Gesellschaft.

Solche Momente sind es, die mich antreiben… und genau solche Chancen ermöglichen Sie mit Ihrem Engagement und Ihrer Unterstützung.

Wenn wir über Kinder und Jugendliche sprechen, reden wir nicht über irgendeine Zielgruppe. Wir reden über die Zukunft unserer Stadt, unserer Gesellschaft.

Allein in Münster leben rund 68.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren – also etwa ein Viertel der Bevölkerung. Jede Investition in sie ist eine Investition in die Zukunft.
 

Gleichzeitig wissen wir aus Studien, dass nicht alle jungen Menschen die gleichen Startchancen haben:

• Rund 20 % der Kinder in Münster wachsen in Familien auf, die Sozialleistungen beziehen.
• Wer in einem benachteiligten Umfeld groß wird, hat ein doppelt so hohes Risiko, die Schule ohne Abschluss zu verlassen.
• Laut der Shell-Jugendstudie fühlen sich nur knapp 57 % der Jugendlichen in Deutschland wirklich gut auf ihre Zukunft vorbereitet.
   

Das zeigt: Chancen sind ungleich verteilt. Aber es zeigt auch, wo unsere Aufgabe liegt.

Die Jugendstiftung Wohn + Stadtbau ist seit über 20 Jahren ein wichtiger Ankerpunkt, um diese Chancenlücke zu schließen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2003 wurden über 230 Projekte mit insgesamt rund 660.000 € gefördert. Allein im Jahr 2025 sind es 25 Projekte – ein neuer Rekord – mit einer Gesamtsumme von über 67.000 €. Doch hinter diesen Zahlen stehen Gesichter, Geschichten und echte Veränderungen. Lassen Sie mich drei Beispiele nennen:

1. „Selbstbewusst durch den Alltag“ in Berg Fidel

• Kinder zwischen 6 und 11 Jahren lernen, ihre Stärken zu erkennen, sich zu behaupten und Konflikte friedlich zu lösen.
• Gerade in einer Zeit, in der viele Jugendliche vor allem mit ihren Schwächen konfrontiert werden, sind solche Projekte eine Bereicherung für unsere Stadt.
• Mit 3.000 € Förderung können 25 Kinder ein Training durchlaufen, das ihr Selbstvertrauen für viele Jahre stärk

2. Sporthelfer-Ausbildung an der Waldschule Kinderhaus

• Jugendliche werden zu Sporthelfern qualifiziert, übernehmen Verantwortung und werden zu Vorbildern für andere.
• Studien zeigen: Jugendliche mit ehrenamtlicher Erfahrung haben 30 % bessere Chancen, eine Ausbildung oder einen Studienplatz zu bekommen.

3. „Papierkram … und andere Sorgen“ im Jugendtreff Bonni

• Ein niedrigschwelliges Angebot, das Jugendlichen bei Bewerbungen, Formularen oder Amtsangelegenheiten hilft.
• Was nach Bürokratie klingt, bedeutet in Wahrheit: junge Menschen erhalten Zugang zu Ausbildung, Unterstützung und gesellschaftlicher Teilhabe.

Diese Projekte sind keine abstrakten Programme. Sie verändern ganz konkret das Leben von Kindern und Jugendlichen – sie geben Mut, Orientierung und eine echte Perspektive.

Und genau hier kommen Sie ins Spiel. Ohne Sie, liebe Sponsoren, gäbe es diese Projekte nicht. Sie sind nicht nur Förderer. Sie sind Möglichmacher, Sie sind Wegbereiter, Sie sind Zukunftsgestalter.

Seit 2003 konnten über 230 Projekte nur deshalb realisiert werden, weil Menschen und Unternehmen wie Sie bereit waren, Verantwortung zu übernehmen. Und seit 2014 darf ich als Kuratoriumsmitglied die großartige Vielfalt und das außergewöhnliche Engagement der Münsteraner Bürgerinnen und Bürger miterleben – jedes Jahr aufs Neue beeindruckend.

Manchmal werde ich gefragt: „Farid, was bringt es denn wirklich, ein Projekt mit ein paar Tausend Euro zu unterstützen?“ Meine Antwort: “Es bringt alles.” Denn für das einzelne Kind, das zum ersten Mal Selbstvertrauen erfährt … für den Jugendlichen, der den Mut findet, sich für einen Ausbildungsplatz zu bewerben … für die Gruppe, die zum Team zusammenwächst … macht genau dieser Betrag den entscheidenden Unterschied.
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Meine Damen und Herren,
die Jugendlichen von heute sind die Gestalter von morgen. Sie werden unsere Unternehmen führen, unsere Stadt weiterentwickeln und unsere Gesellschaft prägen.

In einer Zeit, in der wir über Fachkräftemangel, Integration, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sprechen, dürfen wir nicht vergessen: Die wichtigste Ressource, die wir haben, sind unsere jungen Menschen.

Mit jedem Euro, den Sie heute geben, investieren Sie nicht nur in ein Projekt, sondern in Zukunft, Stabilität und Zusammenhalt. Gerade das, was wir angesichts der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen der letzten Jahre mehr denn je benötigen.

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihr Engagement, Ihre Großzügigkeit und Ihre Bereitschaft, diesen Weg mitzugehen.

Lassen Sie uns gemeinsam weiter daran arbeiten, dass kein Kind und kein Jugendlicher in Münster je das Gefühl haben muss oder behaupten kann: „Mich sieht niemand, ich habe keine Chance.“ Sondern, dass alle spüren dürfen: „Ich werde gesehen, ich habe eine Zukunft – und ich kann sie gestalten.“

Herzlichen Dank
Ihr Prof. Dr. Farid Vatanparast