Ausschreibungen und Wettbewerbe
Öffentliche Ausschreibungen

Unsere öffentlichen Ausschreibungen für die Bereiche Neubau, Modernisierung und Instandhaltung geben wir auf dem Vergabemarktplatz Westfalen bekannt. Die Ausschreibungsunterlagen sind direkt abrufbar unter www.vergabe-westfalen.de
Wettbewerbe
Realisierungswettbewerb Wohnprojekt "Quartier Moldrickx" in Münster-Kinderhaus
Die Wohn + Stadtbau GmbH führt einen hochbaulichen Realisierungswettbewerb auf dem Quartier Moldrickx in Münster- Kinderhaus durch.
Der Wettbewerb ist im EU-Amtsblatt unter nachfolgendem Link bekannt gemacht: https://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE:625378-2022:TEXT:DE:HTML
Die Bewerbung ist ausschließlich als elektronische Bewerbung via Bieterportal im EU-Amtsblatt zulässig.
Wettbewerbsergebnisse

Wettbewerbsergebnisse: Wohnprojekt 'Gescherweg' in Münster-Gievenbeck | Städtisches Wohnen mit Jugendtreff und MuM e. V.
1. Preisträger
Wiencke Architekten, Dresden
Beurteilung des Preisgerichts:
Der Entwurf besticht durch eine klare städtebauliche Haltung. 3- 4-geschossige Wohnbauten bilden einen quadratischen, gemeinsamen Innenhof und bilden ein Quartier im Quartier.
MuM und Jugendtreff sowie die Kita werden in 2- bis 3-geschossigen Solitären entlang der Südseite des Plange-bietes angeordnet. Der großzügige Zwischenraum sichert den Erhalt wertvoller Bäume und bindet sie in die Außenflächen der sozial-en Einrichtungen ein. Das Quartier ist durch offene und vielfältige Wegeverbindungen vom Gescherweg zur zentralen Parkanlage eingebunden. Die Tiefgarage wird direkt vom Gescherweg aus erschlossen. Stellplätze werden am Gescherweg und am nördlichen Dungweg vorgesehen. Ansonsten ist das Quartier autofrei.
Ein Kritikpunkt ist die südwestliche Wohnbebauung, die teilweise vom Schallemissionsradius des Bolzplatzes überlagert wird und zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen erfordern würde. Das Konzept ist jedoch so robust, dass auch andere Nutzungszuordnungen unter Vermeidung der Immissionsproblematik möglich sind. Die hohe städtebauliche Qualität des Entwurfs setzt sich in der Architektursprache fort, die eine differenzierte Hö-henentwicklung unter Beachtung des baulichen Umfeldes zeigt und in Ausgestaltung der Grundrisse, Fassadengestalt und Material eine sehr gute Lösung für die gestellte Aufgabe aufzeigt.
- 2. Preisträger
MS PLUS ARCHITEKTEN Bücker Holling Schwager PartGmbB, Münster
Mitarbeiter: M.A. (Arch.) Johanna Browne
* * *
Beurteilung des Preisgerichts
Der Entwurf überzeugt durch einen gelungenen Städtebau, der zum einen die Bezüge der Umgebungsbebauung aufnimmt und zum anderen attraktive Binnenräume schafft. Die Abstaffelung der Geschosse zum Gescherweg vermittelt zwischen den unterschiedlichen Maßstäben der Reihenhäuser und der 6-geschossigen Bebauung. Die Anordnung der Baukörper erlaubt, die schützenswerten Bäume überwiegend zu erhalten.
Die Anordnung der Reihenhausbebauung gegenüber den bestehenden Reihenhäusern wirkt selbstverständlich. Die Kita im Schallemissionsbereich anzuordnen erscheint folgerichtig, bedingt aber Schallschutz für deren Schlafräume. Jugendtreff und MuM auf dem ehemaligen Biotop anzuordnen führt zu einer eigenen Adresse für Jugendtreff und MuM. In der darüber liegenden Wohnbebauung ist der zweite Rettungsweg über Fenster und Drehleiter am Toppheideweg zu klären. Kita, MuM und Wohnen lassen sich als erster Bauabschnitt mit einer Tiefgarage gut realisieren. Die Tiefgaragenzufahrt an den Reihenhäusern birgt die Gefahr der Störung der Bewohner der Reihenhäuser. Der Vorschlag die Baukörper in Klinker zu differenzieren wird positiv bewerte und unterstützt das kleinteilige Konzept. Eine weitere Differenzierung der Fensterformate wird vom Preisgericht vermisst.
Die Grundrisse funktionieren überwiegend gut. Diskussionswürdig sind die Erdgeschosse der Reihenhäuser im Eingangsbereich. Die Schrägen in den Baukörpern schränken ohne Not die Möblierbarkeit und die Funktionalität ein und wirken beliebig.
Die Kombination von MuM und Jugendtreff fuktioniert gut. Die Kombination von Jugendlichen und Wohnen wird aufgrund der Lärmbelastung und sozialer Aspekte sehr kritisch gesehen.
- 3. Preisträger
Jan Wiese Architekten GmbH, Berlin
Mitarbeiter: Manuel Dantas Vilaga, Carlotta Martinez, Sarah Yaparsidi, Thomas Tuturea, Diana Kuch
* * *
Beurteilung des Preisgerichts
Der Entwurf schlägt vier gleich große, gut positionierte Wohnbaukörper vor, die sich mit maßstabsgerechtem Abstand zueinander auf dem Grundstück verteilen. Es entstehen klare Adressbildungen mit angemessenen, attraktiven und identitätsbildenden Außenräumen. Die wechselseitige Baukörperanordnung gibt dem Gescherweg ein neues Gesicht. Ein kleiner Rücksprung mit Stellplätzen und einer Vorfahrt markiert die Tiefe des Grundstücks und gibt mit einer Sichtachse den Blick auf das MuM frei. Das MuM und der Jugendtreff befinden sich in einem Gebäude und sind inhaltlich und funktional richtig im Übergang zum Bolzplatz angeordnet. Die Ausbildung und die Lage der Gebäude auf dem Grundstück beantworten im Zusammenspiel mit dem vorgeschlagenen Standort der Kita sehr selbstverständlich die Anforderungen an die Emissionsbeanspruchung durch den Bolzplatz und die Besetzung einer neuen, zentralen Anlaufstelle im Quartier. Die Kita liegt funktional geschickt angeordnet am 'Dungweg' im Übergang zum Grünraum und nutzt mit der Anordnung der zugehörigen Freiflächen den Bezug zum vorhanden Grünzug. Die Tiefgarage wird über den Gescherweg erschlossen, der zu erhaltende Baumbestand bleibt unberührt. Die vorgeschlagenen Gebäude lassen eine robuste, qualitätsvolle Struktur erwarten. Die Typologie der vorgeschlagenen Grundrisse und der Erschließungssysteme ist gut. Die Treppenräume liegen an den Außenfassaden, den Wohnungen sind Loggien zugeordnet. Die vorgeschlagene Fassadengestaltung lässt eine differenzierte, hochwertige und nachhaltige Architektur erwarten.
Sowohl für Jugendtreff, als auch für MuM und die Kita fehlt der Nachweis des zweiten baulichen Rettungsweges. Der Flächenverbrauch der Kita ist gegenüber den Vorgaben etwas zu groß.
Beim Wohnungsmix gibt es kleine Abweichungen zu den Vorgaben. Mit insgesamt 60 Wohneinheiten liegt der Beitrag im mittleren Bereich. Die geforderten KFZ-Stellplätze und Fahrradstellplätze sind nachgewiesen.
- Anerkennungen
Gina Barcelona Architects, Barcelona (Spanien)
Mitarbeiter: Stefan Horn, Mariona Mayol, Vedaant Goel, Martin Behet, Yu-Han Micael Lin, Carole Asfur-Lin, Pavla Brinkmann, Stefanie Gaasch, Mark Streich, Pascal Feck, Tim Kossel
***
Beurteilung des Preisgerichts
Die Verfasser entwickeln ein offenes und raumbildendes Gebäudeensemble, welches nahezu autofrei erschlossen wird. Mit der Anzahl von 60 geplanten Wohneinheiten liegt der Entwurfsverfasser im mittleren Bereich der eingereichten Entwürfe, von den Wohneinheiten sollen 41 öffentlich gefördert und 19 freifinanziert werden. Vier Neubauten werden so platziert, dass unterschiedliche, wechselnde Plätze gebildet und definiert werden, wobei die schützenswerte Bestandsbäume nicht im vollen Umfang erhalten werden können. Der vom Gescherweg zurückweichende Baukörper wirkt zu eigenständig innerhalb des Gebäudeensembles. Ein zum Bolzplatz orientierter Gebäudeflügel soll als Teil des Bestandsgebäudes erhalten bleiben und in das Ensemble integriert werden. Dort soll mit ergänzenden Anbauten die Kita untergebracht werden. Es wird keine Aussage getroffen, was mit dem Bestandsgebäude geschieht, falls es nicht zur Kita-Umsetzung kommen sollte, dies bleibt unbeantwortet. Die öffentlichen Plätze sind in ihrer Nutzung nicht klar genug differenziert und werden nicht spezifischer ausformuliert, sie werden daher fragwürdig beurteilt. Eine vorgelagerte PKW-Stellplatzsituation am Gescherweg fördert nicht die Adressbildung des Gesamtensembles. Mit der Ausformulierung der Baukörper und den geneigten Dächern nimmt der Entwurf die städtebauliche Höhenentwicklung in sehr guter Weise auf. Die gefaltete Dachlandschaft wirkt positiv und vermittelnd zur Nachbarschaft. Auch die Fassadengestaltung mit dem Wohnungsbaumaterial Ziegel ist adressbildend und spiegelt die Wohnbaunutzung wider. Allerdings werden die Sichtbetonelemente kritisch beurteilt, da diese aufwändig umzusetzen sind.
Die Zuordnung der Hauseingänge wirkt willkürlich und ungeordnet. Die Positionierung der Tiefgarage ist ungünstig unter den Platzfreianlagen geplant und erscheint in seiner Ausformulierung nur sehr aufwändig umzusetzbar. Die Treppenhäuser erschließen über lange Flure die teilweise nur zu einer Himmelsrichtung ausgerichteten Wohnung-en und entsprechen nicht den Anforderungen im Wohnungsbau. Die Gebäudetiefe von mindestens 17,50 m entspricht nicht den optimalen Tiefen im Wohnungsbau, da zu viele unbelichtete Räume entstehen. Die Raumplanung der Kita ist in dieser Form nicht zu realisieren und nicht umsetzbar.
DMSW Architekten Dahlhaus Müller Wehage Partnerschaft mbB, Berlin
Mitarbeiter: M.Sc. Alexandra Bast, Dipl.-Ing. Fabian Wolf, M.Sc. Philippa Dierson, M.Sc. Felix Bierschenk
***
Beurteilung des Preisgerichts
Die Arbeit überzeugt auf städtebaulicher Ebene mit einer feinfühligen Körnung des neu erstellten Quartiers und einem differenzierten, formalen Ansatz aus verschiedenen Interpretationen polygonaler Baukörper, je nach öffentlicher oder privater Nutzung. Weiterhin sinnvoll unterstrichen wird dieser Ansatz durch die variierende Konstruktion der Baukörper; öffentliche als Holzbauten, private als Massivbau. Die Stellung der öffentlichen Baukörper scheint unter den Aspekten der Bauabschnittsbildung und der Emissionsquelle des Bolzplatzes grundsätzlich sinnhaft gewählt. Der mutige, außenraumplanerische Ansatz ohne Deklaration privater Flächen wird kontrovers diskutiert. Einerseits ermöglicht dieser Ansatz informelle Orte und regt zur Nutzung des angrenzenden Parks mit privaten Alltagsaktivitäten an. Andererseits kann dieser Ansatz am Standort nicht glaubhaft überzeugen.
Der Erhalt schätzenswerter Bäume gelingt überwiegend, ist aber nicht in Gänze plausibel. Ein Tausch von Kita und MuM, um bei ausbleibender Realisierung der Kita diesen Standort mit einem weiteren Wohnbaukörper aufzuwerten, hätte strategische Optionen gebracht. Negativ bewertet wird die fehlende Adressbildung der öffentlichen Baukörper zu den relevanten Stadträumen, die Lesbarkeit im Quartier bleibt somit unter ihrem Potential. Die polygonalen Grundrisse erscheinen aus der Bewirtschaftung heraus nachteilig, die Struktur des Tiefgeschosses ineffektiv. Die Erschließungsflure in die Wohnungen hinein trüben den guten städtebaulichen Ansatz. Die Arbeit bewegt sich im Mittelfeld der städtebaulichen Ausnutzung.
- Protokoll